Die Himmelsmechanik

[…] Knarrend setzten sich die Räder der Maschine in Bewegung, die feinen Drähte sirrten von ihren Spulen hinauf ins Dunkel. Bald drang Licht vom Kuppeldach herab und leuchtende Sphären glitten durch die Tiefe des Doms – vor meinen Augen erstanden die vielgestalten Schönheiten des Kosmos. Ihr könnt mein Erstaunen sicherlich nachvollziehen, wenn ich Euch schreibe, dass ich innmitten der künstlichen Sternenpracht nicht mehr in den feuchtkalten Kavernen des Astrolabiums zu stehen vermeinte, sondern mich vielmehr auf dem Vorplatzes des Palais der Gräfin von P. wähnte (dessen vortreffliche Aussicht wohl jedem Mitglied der Akademie zu genüge bekannt sein dürfte).

Rasch fertigte ich mit den bescheidenen Mitteln eines Forschungsreisenden eine grobe Skizze der Mechanik an. Doch als ich die Funktionsweise des Automaten zu verstehen glaubte, machte mir die Kunstfertigkeit des Meisters einen Strich durch die Rechnung: ein weiteres Mal geriet der kupferne Koloss in Bewegung und neue Konstellationen erglommen – diesmal noch strahlender und wohlgeordneter als zuvor. Über meinen Versuch die Laufbahn eines besonders auffälligen Kometen zu berechnen, vergaß ich völlig die Zeit und fand mich alsbald in einem veritablen Schauer blecherner Asteroiden wieder, die wohl von der mir abgewandten Seite der Höhle heraufgezogen sein mussten. Eilends ergriff ich die Flucht, allerdings nicht ohne einen Teil meines Gehrocks an die mahlenden Zahnräder zu verbüßen.

Anbei sende ich die Skizze, die ich unter Einsatz meines Lebens anfertigen konnte, und die ich hiermit ihrer Majestät und der freien Wissenschaft zugänglich machen möchte.

Ich nahm mir die Freiheit, bereits eine Kopie an den königlichen Mechanikus zu übersenden, in der Hoffnung, bei meiner Ankunft bereits eine Miniatur dieses wundersamen Apparates vorzufinden.